E-world 2017: Rückblick Tag zwei

Stadtwerke müssen am Ball bleiben und auf Digitalisierung setzen, wenn sie die Ansprüche der Kunden zufrieden stellen wollen. So ein Fazit des Fachkongresses „Digitalisierung - Schöne neue Welt?“. Themen wie Smart-Meter-Rollout und Wetterderivate bestimmten Tag zwei.

Die Digitalisierung zwingt Energieversorger in branchenfremde Rollen, denn sie hat die Ansprüche der Kunden an Stadtwerke und Energiedienstleister schnell und radikal verändert. Unternehmen, die zu zögerlich auf diesen gesamtgesellschaftlichen Wandel reagieren, könnten auf der Strecke bleiben. So lautete eine Kernbotschaft des Fachkongresses "Digitalisierung - Schöne neue Welt?". Daher bleibe Stadtwerken nichts anderes übrig, als die vorhandenen Technologien zu „umarmen“. Sie sollten sich in Sachen Design, Funktionalität und Geschwindigkeit der Angebote an Online-Portalen wie Amazon oder Ebay orientieren. Ein Schlüssel für zufriedene Kunden.

Frank Höpner, Head of Business Developement and Strategy von Engie Deutschland, betonte, dass die veränderte Erwartungshaltung gleichzeitig auch an den Vertrieb neue Herausforderungen stelle. Er ist der Ansicht, dass zukünftig kaum mehr vorgefertigte Dienstleistungen verkauft würden. Vertriebler würden dann Produkte entlang der individuellen Kundenbedürfnisse direkt beim Kunden designen. Engie selbst habe sich mit seiner Digitalisierungsstrategie sukzessive vom ursprünglichen Kerngeschäft entfernt. Entsprechend richtete der Konzern sein Dienstleistungsangebot neu aus. Es gelte, etwa die Schnittstellen zwischen Energie- und Wohnungswirtschaft oder Energie und Mobilität zu besetzen.

Stadtwerke wollen grundzuständiger Messstellenbetreiber bleiben

Eine Umfrage bei 180 Stadtwerken zum Thema Smart-Meter-Rollout zeigt, dass die meisten Stadtwerke ihre Rolle als grundzuständiger Messstellenbetreiber nicht aufgeben wollen. Dieses Ergebnis präsentierten die Stadtwerkekooperation Trianel und der IT-Dienstleisters RKU IT auf der E-world. „Wir haben kein Unternehmen identifiziert, das seine Grundzuständigkeit aufgeben will“, sagte Thomas Spinnen, Bereichsleiter der Trianel. Zudem stellten sie bei der Umfrage fest, dass sich Stadtwerke bislang ganz unterschiedlich mit der Thematik auseinandergesetzt hätten. Die Antworten gingen von „Hier ist unser Rollout-Plan“ bis hin zu „Ach, das setzt sich eh nicht durch“. Jürgen Bonin, Bereichsleiter Produktmanagement bei RKU IT, ergänzte: „Tendenziell muss man aber sagen, je kleiner der Versorger, desto weniger sind diese im Thema.“ Gerade die größeren Stadtwerke mit mehr als 500.000 Zählpunkten wären in ihren Überlegungen schon viel weiter und hätten konkrete Vorstellungen davon, wie sich die neuen Aufgaben auf ihr Unternehmen auswirken.

Eine weitere Studie stellte die Beratungsgesellschaft LBD im Auftrag von EnBW, Eltel und EVB vor. Das Fazit: Netzbetreiber mit bis zu 30.000 Zählpunkten sollten alle Leistungen zum intelligenten Messstellenbetrieb auslagern. Sonst lasse sich keine Wirtschaftlichkeit erzielen. Die Gateway-Administration rechne sich sogar erst ab einer Million Zählpunkte, sagte Andreas Gnilka von LBD. Ab einer Größenordnung von 30.000 Messpunkten könnten Unternehmen einige Leistungen selbst wirtschaftlich umsetzen, so Gnilka weiter.

Wetterderivate-Handel wächst

Der Wetterderivate-Handel ist kein Nischenmarkt mehr, sondern legt langsam zu – so der Tenor des Kongresses „Weather Day“ auf der E-world in Essen. Jens Boening von EDF Trading erläuterte, dass die meisten großen Energieversorger das Wetterrisiko inzwischen absichern würden, teilweise mit einem eigenen Wetterdesk. Handelspartner der Energieversorger seien entweder Rückversicherer, die seit Jahrzehnten Wetterrisiken hedgen, oder andere Energieversorger. Letztere hätten eben nicht immer die gleichen Risiken und könnten sich so ergänzen. Boening nannte hierfür als Beispiel französische Versorger, die bei einer Kältewelle mehr Strom für die vielen Stromheizungen benötigen als ihre deutschen Kollegen. Gehandelt werden finanzielle Kontrakte, die abhängig von meteorologischen Indizes sind. Für den Gashandel sind insbesondere die Temperaturen entscheidend, für den Stromhandel die Windstärke. Kein Wind - kein Cashflow. „Die Hedging-Programme der großen Versorger starten im Mai oder Juni, wenn noch keiner genau weiß, wie der Winter wird“, erläuterte Thomas Kammann, Geschäftsführer von Energy Risk Solutions. Zu dem Zeitpunkt sei noch eine relativ günstige Absicherung möglich, entsprechende Volumen noch verfügbar.

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