Smarte Vernetzung und Start-ups

Digitalisierung, Dezentralität und Dekarbonisierung bewegen die Energiewirtschaft. Das spiegelt in diesem Jahr die E-world mit innovativen Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft wider. Der begleitende Kongress und die Side-Events greifen die Themen auf, informieren und laden zu Diskussionen ein. Die wachsende Zahl der Aussteller repräsentiert mit einem großen Teil der 200 neuen Unternehmen die vernetzte Energiewelt – darunter auch 90 Start-ups.

Die E-world ist auch 2018 die Leitmesse der Energiewirtschaft und somit das Top-Forum, in dem Herausforderungen, Chancen und Lösungen diskutiert werden. 750 Unternehmen, Institutionen und Verbände, darunter 200 neue Aussteller und 90 Start-ups präsentieren sich auf der E-world. Die E-world wird zudem immer internationaler. Das lasse sich an der wachsenden Zahl ausländischer Unternehmen ablesen, verdeutlichte der Conenergy-Vorstand, Niels Ellwanger.

Kongress und Side Events regen zu Diskussionen an

Das begleitend zur Messe stattfindende Konferenz- und Kongressprogramm intensiviert die Themen Sektorkopplung, Vernetzung und Digitalisierung. Digitale, smarte und effiziente Energiedienstleistungen beim Wohnen und in der Industrie waren für den ersten Konferenztag auf der Agenda. Ob Mieterstrom, Wärmemarkt 2.0 oder auch neue und innovative Energiedienstleistungen in der Industrie – die Kongressteilnehmer nahmen viele neue Impulse und Diskussionsstoff mit.

Diese Bewegung in der Energiewirtschaft repräsentieren auch die Themenwelten „Smart Energy“ und „Innovation“. „Smart Energy“ macht die effektive Vernetzung und Steuerung von Stromerzeugern, Speichersystemen und Verbrauchern sowie IT-Sicherheit und Energieeffizienz erlebbar. Es ist kaum verwunderlich, dass diese Themenwelt jedes Jahr fast so rapide wächst, wie der Wandel vonstatten geht. Gehört die „Smart Energy“ beinahe schon zum Establishment, so zeigen junge und innovative Unternehmen, Start-ups sowie Wissenschaft und Forschung ihre Ideen für die Energiewelt der Zukunft in der Themenwelt „Innovation“. Auch die in den beiden Themenwelten stattfindenden Foren laden zur Information und angeregten Diskussionen ein. 
BDEW-Präsident nimmt Politik in die Pflicht

Die Energiebranche zeigt auf der E-world, dass sie gewappnet ist für die Herausforderungen, die sich aus Digitalisierung, Dezentralität und Dekarbonisierung ergeben. Das machten prominente Branchenvertreter zu Beginn der dreitägigen Messe- und Kongressveranstaltung deutlich. Die Unternehmen seien längst dabei, die neuen Aufgaben anzugehen und etwa innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln, erklärte Johannes Kempmann, Präsident des Spitzenverbandes BDEW. Er machte aber auch mit Blick auf die Koalitionsverhandlungen deutlich, dass die Energiebranche wie kaum eine andere abhängig von den Rahmenbedingungen sei. Er sehe energiepolitisch "Licht und Schatten", den "großen Wurf“ gibt es noch nicht. Bereits im Vorfeld der Messe, beim „Führungstreffen Energie“, kritisierte Kempmann die die Mutlosigkeit der energiepolitischen Beschlüsse im Koalitionsvertrag von Union und SPD. "Mir fehlt ein klares Bekenntnis zum Thema Gas, weil auf lange Zeit Gas nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein muss", erklärte der BDEW-Präsident. Beim Thema Sektorkopplung mahnte Kempmann mit Blick auf die unterschiedliche Belastung der einzelnen Energieträger "Waffengleichheit" an. Positiv hob er das Bekenntnis von Schwarz-Rot zum Ausbau der erneuerbaren Energien hervor. Doch bei deren Marktintegration fehle ihm die "Fantasie". Die drohende Überlastung der Netze ist aus seiner Sicht ein "Riesenproblem", das das Koalitionspapier nicht ausreichend adressiere.

Erneuerbare zufrieden

Im Gegensatz zum BDEW zeigt sich BEE-Geschäftsführer Peter Röttgen zufrieden mit den Inhalten des Energie- und Klimakapitels im möglichen Koalitionsvertrag. "Wir begrüßen, was wir aus Berlin hören", sagte Röttgen beim Führungstreffen. Der Geschäftsführer des Erneuerbaren-Verbands drückte seine Hoffnung aus, dass die Themen Sonderausschreibungen von Erneuerbaren, ein Erneuerbaren-Ziel von 65 Prozent bis 2030 und eine sachgerechte Diskussion um den Kohleausstieg nun vorankommen. Gleiches gelte für die Einbeziehung von Wärme und Mobilität im Sinne der Sektorkopplung. Für die erneuerbaren Energien gelte in dem Zusammenhang, dass es ein neues Marktdesign brauche. Nur so können sie tatsächlich im Markt wettbewerbsfähig sein, sagte Röttgen. "Wir können uns ein weiteres Warten nicht erlauben", mahnte er zur Eile bei der Koalitionsbildung. Röttgen sprach sich für eine Reform des Abgabensystems und einen sektorübergreifenden CO2-Preis aus. Es sei widersinnig, eine Energiewende haben zu wollen, aber emissionsarmen Technologien keinen entsprechenden Wert zu geben. "Und das ist nun mal die CO2-Bepreisung", untermauerte er seine Forderung.

Bundesnetzagentur fordert Standhaftigkeit

"Der Netzausbau steht und fällt damit, dass die Politik steht und nicht fällt", mahnte Homann auf dem Führungstreffen an. Der Ausbau der Netze bleibe die Achillesferse der Energiewende. Sollte Deutschland seine Netzausbauziele bis 2025 verpassen, werde das nicht ohne Konsequenzen bleiben, betonte Homann. "Dann wird die EU Deutschland in Preiszonen aufteilen." Die notwendigen Kompetenzen verschaffe sich die EU gerade über das "Clean Energy Package". Daran habe niemand in Deutschland ein politisches Interesse, so der Leiter der Regulierungsbehörde.

Wärme, Verkehr und Landwirtschaft sollen liefern

Beim Führungstreffen kündigte Bernd Westphal, energiepolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, an, eine neue große Koalition werde Wärme und Verkehr beim Klimaschutz in die Pflicht nehmen. Der Stromwirtschaft gestand er zu, der Pfeiler der deutschen Klimaschutzanstrengungen zu sein. In den anderen Sektoren gebe es dagegen noch viel Potenzial. Wärme, Verkehr und Landwirtschaft müssten jetzt liefern, forderte Westphal.

Sektoren vernetzen

Ein Plädoyer für die Sektorkopplung hielt Andreas Pinkwart (FDP), Wirtschaftsminister des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW). Es gelte, Energie nicht einzeln zu betrachten, sondern die Sektoren Verkehr und Wärme einzubeziehen. Pinkwart forderte "klare Sektorziele" und auch "intersektorale Ziele" von einer neuen Bundesregierung. Er halte das für ambitioniert, aber durch die Digitalisierung machbar. Berlin müsse das energiepolitische Zieldreieck aus Versorgungssicherheit, Umweltfreundlichkeit und Bezahlbarkeit im Auge zu behalten. Die Klimaziele von Paris seien umzusetzen, aber auch Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze zu erhalten.

Die Vernetzung der Sektoren ist ein zentrales Thema der diesjährigen "E-world" - Stichwort Smart City. Der Wandel biete Herausforderungen und Chancen, betonte Niels Ellwanger, Vorstand der Conenergy AG. Innovationen machten vor Städten nicht Halt, führte Ellwanger aus. Die fortschreitende Digitalisierung ermögliche es, Elektrizität und Wärme, effiziente Gebäude und elektrischen Transport intelligent miteinander zu vernetzen.

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